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hatte gleich von Anfang einen schweren Stand bei dem hessischen Landadel, denn zu jener Zeit des Faustrechtes konnte nur rohe Körperkraft sich Geltuug verschaffen, dagegen hielt man feinere Sitten und gelehrte Kenntnisse eines Fürsten und Ritters unwürdig. Seine Edelleute trauten ihm wenig ritterlichen Sinn zu und höhnten keck: „sie wollten schon den Baccalanrens reisig machen." Aber sie hatten sich verrechnet und fanden bald, daß in dem Gelehrten der Ritter nicht untergegangen war.
b) Wie es zu jener Zeit in Deutschland aussah, schildert ein Geschichtsschreiber folgendermaßen: „Damals stimds in Deutschland und fürnämlich am Rhein also, daß wer der Stärkste war, der schob den anderen in den Sack, wie er konnt und möchte: und die Reuter und Edelleute nährten sich aus dem Stegreif, mordeten, wen sie konnten, verlegten und versperrten die Pässe und Straßen und stellten denen, so ihres Gewerbes halber über Land ziehen mußten, wunderbarlich nach; daneben hatten etliche Herrschaften Zoll am Rhein aufgerichtet; auch war das arme Volk mit übermäßigen unbilligen Schatzungen hoch beladen und beschwert."
Um sich vor derartigen Unbilden möglichst zu schützen und ihren Handel zu sichern, hatten sich, nach dem Vorgang anderer Städte im Reiche zuerst die Städte Mainz und Worms vereinigt, und gegenseitigen Beistand gelobt. Beiden schlossen sich nach kurzer Zeit viele andere Städte am Rhein und in Hessen sowie eine Anzahl gutgesinnter Fürsten und Herren an. Dieser Buud ist in der Geschichte als „rheinischer Städtebund" bekannt. Er hatte stets ein schlagfertiges Heer bereit und vermochte seinen Angehörigen wirksamen Schutz zu verleihen. Von hessischen Städten gehörten demselben an: Mainz, Worms, Wimpfen, Friedberg, Marburg, Alsfeld, Gründe rg, Hersfeld, Fulda, Bingen u. a.
Neben den Städten hatten sich auch die Ritter und Herren zu Bund« nissen geeinigt. Da aber alle diese Vereinigungen die Erhaltung der Gerechtsame der einzelnen Glieder bezweckten, so war es bei der Verschiedenheit der Interessen nicht anders möglich, als daß Anstöße und Zerwürfnisse erfolgten. So finden wir denn in jener Zeite endlose Fehden zwischen den Städtebündnissen und Ritterbündnissen. In der Regel findet man aber, daß die Städte entschieden eintraten für die Rechte ihrer angestammten Fürsten. Auch Hermann war es nur mit Hülfe der Städte möglich, den widerspenstigen Adel zu bezwingen.
c) Der offenbare Hohn mit welchem ihn der Landadel empfing, veranlaßte Hermann, im Einverständnis mit seinem Oheim Heinrich dem Eisernen, viele der Ritter zu entlassen, welche als Vertheidiger, in den landgräflichen Burgen und Schlössern saßen und deren Verköstigung ihm, den Städten und Gemeinden zur Last fiel. Außer diesen Rittern gab es noch eine ganze Menge von Adeligen, denen eine einheitliche und kräftige Landgrafschaft nicht behagte, die entweder selber nach Unabhängigkeit strebten, oder bei der Vertheilung einer großen Güterbeute zu gewinnen hofften. So bildete sich gegen Hermann und seine getreuen Städte der „Sternerbund", eine furchtbare Gesellschaft von mehr als 2000 Rittern, Freiherren und Grafen aus Hessen, Westfalen, Buchonin, Franken und der Wetterau, unter denen 850 Inhaber von Schlössern waren. Als Anstifter gilt Herzog Otto von Braunschweig; das Haupt des Bundes aber war Graf Gottfried von Zie-
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Extrahierte Personennamen: Hermann Hermann Heinrich Heinrich Hermann Otto_von_Braunschweig Otto
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in welche ein fremder Eroberer es geschmiedet hatte und auch Hessen schloß sich, nach Auflösung des Rheinbundes, den zur Bekämpfung des Erbfeindes verbündeten Mächten an und ließ seine Truppen, die unter dem Prinzen Emil für Napoleon bei Badajoz in Spanien, bei Wagram und auf den Eisgefilden Rußlands gekämpft und geblutet hatten, der nach Frankreich ziehenden großen Armee sich anschließen.
Der nachfolgende Friede und die Bestimmungen des Wiener Kongresses hatten für das Großherzogthum eine abermalige Gebietsveränderung zur Folge. Westfalen, nebst Wittgenstein und Berleburg mußten an Preußen, Alzenau, Amorbach, Miltenberg und-Heubach an Baiern abgetreten werden; es erhielt dafür Rheinhessen.
Hiermit waren für das Großherzogthum Hessen die Gebietsveränderungen für eine lange Reihe von Jahren geschlossen und es konnte, was die Zeitverhältnisse bisher nur in unvollkommener Weise gestattet hatten, die Herstellung dauernder, ans Hebung der Volks-wohlfahrt berechneter Einrichtungen begonnen werden.
f) Die erste Sorge des Regenten nach wiederhergestelltem Frieden war darauf gerichtet, durch Hebung des Volksunterrichts, Errichtung von Lehrerseminarien, Verbesserung der Gymnasien, Gründung vou Real- und Gewerbeschulen die geistige und sittliche Bildung seines Volkes zu erhöhen, durch Befreiung des Bauernstandes aber von den Lasten, welche ihn seither gedrückt, eine sichere Grundlage für die Vermehrung des Wohlstandes zu schaffen. Die dem Bauernstande erwiesenen Wohlthaten lassen sich nicht treffender schildern, als dnrch Zusammenstellung der Inschriften, welche die Standarten der Vertreter dieses Standes bei Einweihung des Ludwigsmonumentes (1844) trugen:
1) Aufhebung der Leibeigenschaft 1811, 1827;
2) Frohnfreiheit 1811, 1819, 1824, 1827;
3) Aufhebung des Novalzehntens 1816, 1820, 1821;
4) Verwandlung der Zehnten 1816, 1824;
5) Ablösung der Grundrenten 1821;
6) Vergütung des Wildschadens 1810;
7) Gemeinheitstheilungen 1814, 1827;
8) Aufhebung des Mühlbannes 1818;
9) Beförderung der Wiesenkultur 1829;
10) Freier Absatz der Produkte — Zollverein 1828.
b)Das kostbarste Geschenk jedoch, welches Hessen seinem ersten Großherzog verdankt, ist die Verleihung einer Verfassung. Die-selbe wurde als „Staatsgrundgesetz" am 17. December 1820 veröffentlicht. Sie sichert jedem Staatsangehörigen Freiheit der Per-
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markten in Darmstadt, sondern auch in den benachbarten großen Städten
wie Mainz, Wiesbaden und Frankfurt wohl bekannt.
Kuch Arzneikräuter werden in Griesheim vielfach angebaut, viele
Bewohner treiben Landwirtschaft, doch bringen die Frühzüge jeden Morgen
hunderte von Arbeitern nach den Fabriken der nur 7 Kilometer ent-
fernten Residenz. 3m Grte selbst geben Formstechereien, Samenhand-
lungen, Zigarrenfabrik, Kalkbrennerei und andere Gewerbe den Be-
wohnern Gelegenheit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die evange-
lische Dorfkirche ist alt. Sie liegt mit dem alten Friedhof, der auch die
Gruft eines hessischen Prinzen beherbergt, im Westviertel des Grtes,
in dem noch einige hübsche Holzbauten zerstreut sind. Km Gsteingang
fällt uns von weitem schon das geräumige neue Schulhaus auf, das sich
mit seinen mächtigen Formen hoch über die meist ein- bis zweistöckigen
Häuser seiner Umgebung erhebt. Mit dem Schulhaus ist eine schön an-
gelegte Turnhalle verbunden, auch schließt ein Schulgarten sich an den
geräumigen Schulhof an. Der Griezheimer Schießplatz ist in den letzten
Iahren besonders wegen der dort stattgefundenen Flugübungen von vielen
Leuten aufgesucht worden, hier befindet sich jetzt eine Station zur 5lus-
bildung von Militärfliegern. Ihr Treiben kann man von dem kleinen
Hügel aus gut beobachten, auf dem einst Ludwig Iii. das Griesheimer
Haus, ein Jagdhaus, hatte errichten lassen.
5. Mit der nach Mainz führenden Bahn erreichen wir von der
Kreisstadt nach einer kurzen Fahrt durch Kiefernwaldungen das etwa
2000 Einwohner zählende Dorf Weiterstadt. Es liegt nordwestlich von
Darmstadt und ist auf guter Landstraße, die 5 Kilometer lang ist, leicht
auch zu Fuß zu erreichen. Wir gehen an den neuen Bahnhofsanlagen
mit Güterhallen und Eisenbahnwerkstätten vorüber und gelangen so unter
mehreren Ueberführungen der Bahnstrecke an dem Nordostrand des Waldes
,,die Tanne" her zu Wiesenflächen, in denen das „pallaswiesenhaus" das
letzte der zur Darmstädter Gemarkung gehörigen Wohnhäuser bildet.^
Rechts von der Landstraße ist der Weiterstädter Exerzierplatz, der besonders
von den Reitertruppen zu ihren Hebungen benutzt wird, hier werden
zuweilen von den Offizieren der Hauptstadt auch Pferderennen abgehalten.
Weiterstadt liegt in sandiger Ebene, die aber bei fleißiger Bearbeitung
des Bodens einen guten Ertrag liefert. Etwa die Hälfte der Einwohner
des Drtes treibt Landwirtschaft. Der Bauernstand ist durchschnittlich
wohlhabend. Die anderen Bewohner finden Zum größten Teil in ge-
werblichen Berufen der benachbarten Stadt Gelegenheit zum Verdienst.
6. Nur etwa 10 Minuten von der Bahnstation Weiterstadt entfernt
liegt nordwestlich davon das auf einem durch Felder führenden
Fußpfad leicht zu erreichende Braunshardt. In dem in sandiger Um-
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Waldungen des Kreises bergen manchen sehenswerten Raum und locken
zu befriedigenden Spaziergängen an Vergabhängen und in der Niederung.
B. Seine Geschichte.
Unsere Heimat bildete einst einen Bestandteil des großen römi-
schen Reiches. Sie wurde etwa zwei Jahrhunderte lang als Teil
der Provinz (Dbergerrrtanien von römischen Beamten verwaltet, von
römischen Soldaten besetzt gehalten. Grabsteine und Vefestigungs-
reste erzählen gelegentlich davon. Ruch die „Römerstrahen" in ver-
schiedenen Grten des Kreises, wie Wixhausen und Arheilgen, erinnern
an jene Zeit. Wer vorher unser Gebiet bewohnte, davon berichtet uns
kein Geschichtsschreiber. Doch fehlen auch bei uns die Hünengräber
nicht. In Darmstadt aber liegt ein uralter Stein, der „Hinkelstein" ge-
nannt. vielleicht ist er ein Denkmal aus der ältesten Zeit der Urvölker,
die man auch ,,Hünen" oder „heunen" nannte. Hls die Römer in
unserer Gegend erschienen, da fanden sie wahrscheinlich Kelten und Ger-
manen hier vor. Freilich haben wir auch hier noch Zeugen älterer Zeit.
So wurden vor wenigen Jahren auf den ersten Gdenwaldausläufern
bei Darmstadt Hügelgräber geöffnet, die gewaltige Eisenschwerter wieder
an das Tageslicht brachten, wie sie die Leute in der Zeit von 1000 bis
400 Jahren vor Christi Geburt trugen, vereinzelte Grabstätten wieder,
die bei der Nosenhöhe geöffnet wurden, sind später angelegt worden,
allerdings auch vor jener Zeit, in der unsere Gegend als Zehntland von
Leuten allerlei Volks und darunter von den römischen Veteranen be-
siedelt wurde.
Zu Rnfang des dritten Jahrhunderts erstand den Römern ein furcht-
barer Gegner in den Rlamanen. Sie machten ihnen als tüchtige Sol-
daten und gewandte Reiter zu schaffen, doch mutzten sie im Sturm der
Völkerwanderung schließlich wieder vor den Vurgunden weichen (Ribe-
lungenlied). Rn deren Stelle traten die Chatten (Hessen), die dem Volks-
verband der Franken angehörten. Die Rterowinger und nach ihnen die
Karolinger haben gerne als jagdliebende Herren die Forsten unseres Ge-
bietes aufgesucht, das dem Gberrheingau und Maingau angehörte. Das
Grafengericht des Rheingaues war in Vessungen, das viele Jahrhunderte
älter ist als Darmstadt, obwohl es lange, lange Zeit noch Dorf blieb,
während der benachbarte Grt längst zur Stadt geworden war.
Der Reichssorst Vreieich umfaßte wohl auch unsere Waldungen noch,
von der Hrankenzeit berichten uns heute noch die Reihengräber, die in
Darmstadt-Bessungen aufgedeckt wurden, und die unter den Irerowingern
angelegt worden sind. Zu den Grafen, die einst den Oberrheingau im
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wir die Gdenwaldbahn benutzen, die auf hochgelegenem Damm den sich
an der Modau lang hinziehenden Grt teilweise umfährt. Ruch eine
gute Landstraße führt über Rieder-Ramstadt dorthin. Vesser aber tun
wir, wenn wir auf prächtigen Waldwegen uns zu Fuß nach Gber-Ramstadt
begeben Wir haben dabei diel Ruswahl unter einer Reihe schöner Pfade.
Wir wählen einmal den dicht bei der Hauptstadt am botanischen Garten
beginnenden Schnampelweg. Ihm folgen wir bis kurz vor dem Alexander-
tempel . hier wenden wir uns dem unteren pürschweg zu und kommen
am Jägermeisterz deich und der Varmquelle vorbei zum Lisenweg, den
wir kurz vor seinem Ende verlassen, um an der Ludwigzeiche kurzen
halt zu machen, hier steht auf einem 280 Meter hohen Hügel ein
Tempelchen, das gute Aussicht bietet. Ueberaus schön aber ist auch
der Blick vom Waldrand über das gesegnete Ackerland bis zu den höhen
des Gdenwaldes. Km hochgelegenen Pfarrhaus von Gber-Ramstadt, hinter
dem alten Rathaus, ist eine Gedenktafel angebracht. Sie erinnert daran,
daß hier im Jahre 1742 Georg. Chr. Lichtenberg geboren wurde, der
1799 als Professor der Mathematik und Naturwissenschaft in Göttingen
gestorben ist. Der Grt war in den Pestjahren des dreißigjährigen Krieges
fast ganz ausgestorben. Jetzt hat sich sein Wohlstand sehr gehoben.
Landwirtschaft, Gewerbe, Mühlen und Fabriken aller Rrt zeugen von
fleißiger Rrbeit und reger Umsicht der Bewohner, von denen außerdem
viele täglich mit der Bahn nach Darmstadt zur Rrbeit eilen.
3. Westlich von Gber-Ramstadt liegen Traisa und Nieder-Ramstadt;
beiden Grten dient die zwischen ihnen befindliche Station der Oden-
waldbahn. Das Dörfchen Traisa ist als Rusflugsort bei den Darm-
städtern sehr beliebt. Viele Waldwege führen über die südlich der Stadt sich
erstreckenden Hügel dorthin. Einer der beliebtesten Pfade bringt uns an
der Rlipsteineiche vorbei bis zu dem dicht am Waldrand gelegenen Dörf-
lein, dessen neues Schulhaus mit seinem roten Ziegeldach weithin leuchtet.
Ruch viele Waldhäuser ziehen sich im Saume der Waldungen bis in die
Rieder-Ramstädter Gemarkung hinein. Zu Traisa gehört auch der in
einer aus zwei Seiten von Wald umgebenen sanften Senkung gelegene
vippelzhos, dessen Obstbäume nach Tausenden zählen. Er wurde 1710
von dem Ehemiker Joh. Konrad Dippel erbaut, der das ,,Berliner Blau"
erfunden hat. Das durch seine Lage im Schutze der Laubwaldungen
auch als Luftkurort bekannte Traisa zählt etwas über 1000 Einwohner,
die als Landwirte durch Gbst- und Fruchtbau, als Waldarbeiter oder im
nahen Hartsteinbergwerke ihren Unterhalt verdienen, viele Leute finden
regelmäßige Beschäftigung in den Gewerbeanlagen der Stadt.
4. Rur wenige Minuten von Traisa, dessen evangelische Bewoh-
ner nach Nieder-kamstadt eingepfarrt sind, liegt dieses etwa 2500 Ein-
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Extrahierte Personennamen: Georg Konrad_Dippel Konrad
— 129 —
möge." Am 14. Dezember 1878 hauchte sie ihr teueres Leben
aus, das ganz dem Wohle ihrer Familie und dem ihres Landes gewidmet war. In dem großherzoglichen Mausoleum auf der Rosenhöhe bei Darmstadt ruhen ihre sterblichen Überreste.
Als treuer Bundesfürst suchte Großherzog Ludwig Iv. stets die Interessen des Deutschen Reiches zu fördern. Seine militärischen Verdienste ehrte Kaiser Friedrich dadurch, daß er ihm die Verwaltung der 3. Armee-Inspektion übertrug. Die Regierung Ludwigs Iv. war aus einen ruhigen Fortschritt bedacht und suchte den Bedürfnissen des Landes durch • Gewährung zweckmäßiger Mittel stets Rechnung zu tragen. Durch Errichtung neuer Bildungsanstalten, wie des Lehrerseminars in Alzey, der landwirtschaftlichen Mittelschule in Groß-Umstadt, der Blindenanstalt in Friedberg förderte er das geistige Wohl seines Landes. Seine Regierung begünstigte den Verkehr dnrch den Bau mehrerer Nebenbahnen, durch die Ausführung einer Brücke bei Mainz über den Rhein und die Überbrückung des Mains bei Offenbach. Seine schlichte, liebenswürdige Persönlichkeit gewann ihm die Herzen seiner Unterthanen, die es schmerzlich beklagten, als der Tod ihn unerwartet am 13. März 1892 von einer segensreichen Regierung abrief.
7. Das Grotzherzogtrinr Hessen in seinem Verhältnisse zirin Deutschen Reiche.
Das Deutsche Reich ist hervorgegangen aus den Verträgen, welche der Norddeutsche Bund im November 1870 mit den süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen abgeschlossen hatte. An Stelle dieser Vertrüge trat dann am 4. Mai 1871 die deutsche Reichsverfassung.
Zum Deutschen Reiche gehören 26 Bundesstaaten, über welche der König von Preußen als Deutscher Kaiser das Präsidium führt. Die Kaiserwürde ist mit der Krone Preußen erblich verbunden. Das Großherzogtum Hessen nimmt mit einem Flächenranme von 7682 Quadratkilometern und einer Einwohnerzahl von 1039388 die sechste Stelle unter den Bundesstaaten ein.
Die Reichsgesetzgebung wird ausgeübt durch den Bund es rat und den Reichstag. Ersterer besteht aus 58 Mitgliedern, welche die Vertreter der einzelnen Bundesstaaten sind. Je nach der Größe des betreffenden Staates besitzen die einzelnen Regierungen eine oder mehrere Stimmen; so Hessen 3. Die Vorlagen, welche an den Reichstag zu gehen haben, werden von dem Bundesrate überreicht.
Der Reichstag erscheint als die deutsche Volksvertretung. Er zählt 397 Abgeordnete, von welchen 9 auf Heffeu kommen. Dieselben werden direkt gewählt, d. h. ein jeder Wahlberechtigter giebt seine Stimme ab für die Persou, welche er als geeignet zum Abgeordneten hält. Wahlberechtigt und wählbar ist jeder unbescholtene Deutsche nach
Berg Sr, Hessen. 9
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Iv Ludwig Friedrich Friedrich Ludwigs
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Schlitz, zur Wiederherstellung durch Schenkung übergab. Die Restauration wurde seit dieser Zeit in Angriff genommen und 1896 zu Ende geführt. Unter den entsprechenden Feierlichkeiten fand die Einweihung der wiederhergestellten ehemaligen Komthnreikirche statt.
!<>♦ Die Grafen von Ratzenellenbogen.
Die Provinz Starkenburg ist aus 22 verschiedenen, ehemals souveränen, Staaten zusammengesetzt. Einen der wichtigsten Bestandteile bildet die ehemalige Ober-Grafschaft Katzenellenbogen. Das Gebiet der Herren von Katzenellenbogen umfaßte die Nieder- und Ober-Graf-schast. Erstere bildete den größten Teil des heutigen Nassau, etwa im Umfange des heutigen Lahn- und Taunuskreises. Die Ober-Grafschaft erstreckte sich östlich bis Reinheim mit der ehemaligen Cent Ober-Ram-stadt, reichte an der Bergstraße bis Auerbach und zählte außerdem noch die ganze fruchtbare Riedebene bis nach Rüsselsheim bei Mainz zu ihrer Hoheit.
Die Katzenellenboger Herren, welche sich nach ihrem im Ober-Rheingau gelegenen Schlosse benannten, führen von 1140 ab den Grafentitel. Diether ll. zog 1248 mit Ludwig Ix. nach Egypten und beteiligte sich an der Eroberung von Damiette. Im Kampfe mit saracenischen Seeräubern rettete er sich, als diese sein Schiff in den Brand steckten, durch Schwimmen. Ein Katzenellenboger Graf Bertholt) Iv. nahm an der Eroberung von Konstantinopel teil. Durch Tapferkeit und Ritterlichkeit zeichnete sich das Geschlecht der Katzeuellenbogener stets aus. An ihrem Hofe wurden ritterliche Tugenden und Minnegesang gepflegt. Walther von der Vogelweide preist den Grafen Diether Iii. wegen seiner Milde und Freigebigkeit. Der Graf lohnte den Dichter durch Überreichung eines kostbaren Ringes. Nicht bloß einzelne, sondern alle Herren von Katzenellenbogen nahmen in der Geschichte eine ehrenvolle Stellung ein. In ihrem Lande genossen sie die Achtung ihrer Unterthanen wegen ihrer sparsamen und sorgfältigen Verwaltung.
Diether Iv. von Katzenellenbogen begleitete Kaiser Heinrich Vii. von Luxemburg auf seiner Römerfahrt und nahm an der Belagerung von Brescia teil. Bei seinem Einzuge in Rom (1312) fand der Kaiser die Engelsburg und den St. Peter durch seine Feinde verschanzt und den größten Teil der Stadt gesperrt. Es entspannen sich blutige Kampfe zwischen Italienern und Deutschen, das Kapitol wurde gewonnen; St. Peter und die Engelsburg blieben in den Händen der Feinde, so daß die Kaiserkrönung im Lateran stattfinden mußte. In Anerkennung der treuen Dienste, die Graf Diether von Katzenellenbogen, der edle Mann, Blutsverwandte (consanguineus Ehrentitel) und treue Freund seinem Kaiser geleistet, wird seinem „Schlosse Katzenellenbogen mit dem Thale daselbst und seinem Bergschlosse Lichtenberg mit dem darunter liegenden Orte Biberau und den Menschen, die daselbst wohnen die Fülle der kaiserlichen Gunst zu teil und ihnen gestattet, vermöge der höchsten kaiserlichen Autorität die Freiheiten und Immunitäten, deren sich Stadt
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vollendetem 25. Lebensjahre, sofern er mindestens ein Jahr einem deutschen Bundesstaate angehört hat. Auf 100000 Einwohner entfällt ein Abgeordneter. Der Reichstag hat das Recht der Mitwirkung bei der Gesetzgebung. Der Beaufsichtigung des Reiches und der Gesetzgebung unterliegen: das Militärwesen und die Kriegsmarine, der Schutz des deutschen Handels im Auslande, die Freizügigkeit, die Heimats- und Niederlassuugsverhältuisse, die Staatsangehörigkeit, der Gewerbebetrieb, das Zoll-, Handels- nud Steuerwesen, Maß, Münze und Gewichte, Eisenbahn, Post und Telegraph, das Bank- und Patentwesen, die Medizinal- und Veterinärpolizei, die Gesetzgebuug über das bürgerliche Recht, Strafrecht und den Strafprozeß, sowie das Preß- und Vereinswesen.
Die Einnahmen des Reiches fließen aus den Überschüssen des Zollwesens, der Post und Telegraphie. Außerdem hat jeder Staat bestimmte Beitrüge an das Reich zu leisten, welche man Matrikular-
b ei träge nennt.
Das deutsche Reichsheer zählt 20 Armeekorps. Ein jedes Armeekorps besteht ans 2 Divisionen und 4 Brigaden. Die in Hessen eingestellten Soldaten gehören zur 25. Division und bilden einen Teil des Xi. Armeekorps.
Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich der Ausübung dieser Pflicht nicht entziehen. Er hat 2 Jahre aktiv zu dienert, gehört dann 5 Jahre der Reserve und 7 Jahre der Landwehr ersten und zweiten Aufgebots an.
Die Besoldung der Beamten und die Unterhaltung des Heeres
kosten Geld. Dazu sind Steuern nötig. Diese können direkt oder
indirekt erhoben werden. Direkte Steuern zahlt man vom Eigentnme, vom Einkommen und Gewerbe. Zu den indirekten Steuern gehören die Zölle, welche zu entrichten sind, wenn gewisse Waren, wie Holz-, Eisen-und Tuchwaren aus dem Auslande über die Grenze in Deutschland eingeführt werden. Sodann sind von Gegenständen, welche im alltäglichen Leben viel gebraucht werden, wie Salz, Branntwein, Tabak, Bier, Zucker, Verbrauchssteuern zu zahlen.
Neben den Pflichten, die jeder Deutsche dem Reiche gegenüber hat, genießt er auch Rechte. Er kauu sich niederlassen, wo er will und seinen Berns oder sein Gewerbe nach freier Wahl ausüben. Kein deutscher Unterthan kann wegen seiner Religion oder Konfession verfolgt werden. Er kann den Schutz der Behörde anrufen, wenn seine Freiheit oder sein Eigentum gefährdet sind. Wer durch Krankheit oder Unglücksfälle in eine hilflose Lage kommt, so daß er sich nicht selbst unterhalten kann, wird von der Gemeinde, der er angehört, unterstützt. Das Arbeiter-Krankenversicherungsgesetz und das Arbeiter-Unfallverfiche-rnngsgefetz sorgen dafür, daß dem Arbeiter in Krankheits- oder Unglücksfällen durch Unterstützung geholfen wird. Die Alters- und Jnvaliditätsverficherung bezweckt, daß jeder Arbeiter mit beginnendem 71. Lebensjahre, oder falls er schon früher erwerbsunfähig wird, eine jährliche Rente erhält. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben dafür kleine Beiträge zu entrichten. Der Beitrag richtet sich nach dem
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Extrahierte Personennamen: Berns
Extrahierte Ortsnamen: Matrikular- Hessen Deutschland
Kreis Groß-Gerau.
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Weinberg lieferte seit 400 Iahren einen Wein, der den besten hochheimer
Gewächsen nicht viel nachstehen soll, und die „Festung" erzählt von der
Bedeutung der Gegend und ihren Schicksalen. — Hünengräber in den
nahen Wäldern zeigen, daß der Mensch schon in vorgeschichtlicher Zeit
hier heimisch war- auch Spuren römischer Niederlassungen wurden bei
Rüsselsheim gefunden. Unter dem Hauptweg im Dorfe liegt die Kschaffen-
burger Straße, eine alte Römerstraße von Mainz über Langen nach
Rüsselsheim mit Festung (links) nach Merian.
Aschaffenburg. Die Dorfanlage ist fränkisch. Sie erfolgte im 5. oder
6. Jahrhundert n. (Chr. von einer Hauptstraße führten beiderseits Sack-
gassen ab; teils sind sie noch vorhanden, teils wurden sie später durch-
gebrochen. Tin Graben um die Siedelung diente als Schutz, holztafeln
mit kurzer Inschrift an Gebäuden und Straßenecken erinnern an alte
Zeit und alte Abhängigkeit. Die Grafen von Katzenelnbogen erkannten
die Wichtigkeit der Furt am Main und bauten ihr zum Schirme einen
Turm mit Stallung, aus dem jenes Vollwerk, die „Festung", allmählich
entstanden ist. Sie liegt außerhalb des Ortes. Kein Fremder sollte sich
einen Besuch verdrießen lassen. 1486 waren Burgbau und Stadtbefestigung
vollendet. In ihrem Ausbau den veränderten Zeitverhältnissen immer
angepaßt, wurde die Festung wiederholt eingenommen, teilweise geschleift
und wieder aufgebaut, bis sie 1689 durch die Franzosen gesprengt und
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Extrahierte Ortsnamen: Groß-Gerau Weinberg Rüsselsheim Mainz Rüsselsheim Aschaffenburg Main
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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 6.
Mainabwärts folgt 2 Stunden von Kelsterbach Raunheim mit 2000
Einwohnern, Worunter etwa 300 Katholiken. Nur wenige Bewohner
können auf dem sandigen Boden als Landwirte ihren Unterhalt finden.
Die meisten sind Arbeiter im Röhrenwerk und der Lederfabrik am Platz
oder im nahen Rüsselsheim. — Huf prächtigem Waldweg südwärts gehend,
gelangt man von Raunheim nach Haßloch, am Waldrande in wenig srucht-
barer Gemarkung gelegen. Die 350 katholischen Einwohner sind fast alle
Arbeiter in Rüsselsheim. Die Landstraße dorthin ist der Brotweg für die
Gemeinde geworden. Der Pfarrhof, der Pfarrgarten und seine Umgebung
lassen deutlich Spuren einer alten Burganlage erkennen, von hier aus über-
fiel Kuno von Falkenstein friedliche Kaufleute auf der alten Handelsstraße
von Mainz nach Frankfurt. Die Burg wurde von den Frankfurtern
und nach ihrem Wiederaufbau von dem (Erzbischof zu Mainz zerstört. Der
Plan, Haßloch in eine Stadt umzugestalten, blieb unausgeführt. 5lm
Ende des 18. Jahrhunderts diente die Burg Haßloch dem Räuberhaupt-
mann Johannes pückler, dem ,,Schinderhannes", als Zufluchtsort. 1805
wurden ihre Ruinen abgerissen.
2. Wo der Main, von Nordosten kommend, zwei Stunden oberhalb
seiner Mündung sich westwärts wendet, liegt Rüsselsheim. 1905 hatte es
wenig mehr als 4000 Einwohner, jetzt zählt es 7000, darunter 850 Katho-
liken und wenig Juden. Eine höhere Bürgerschule wird von der Ge-
meinde unterhalten und dient weitergehenden Bildungsansprüchen. Das
Wachstum Rüsselsheims wurde durch die rasche Ausdehnung der (Dpel-
werke bedingt. Ihre Arbeiterzahl ist in den letzten 6 Iahren von 1700
auf 4500 gestiegen und wird noch ständig vermehrt. Was ein mächtiger
Brand im August 1911 zerstörte, ist erweitert und verbessert aufgebaut.
Über 3000 Automobile und 60 000 Fahrräder verlassen jährlich als neue
Ware diese Fabrik. Durch die Herstellung von kräftigen Automobilspritzen,
Dampfpflügen und Motoren für Flugzeuge suchen die Leiter auch den
Bedürfnissen der neuesten Zeit gerecht zu werden. Fast alle Rüsselsheimer
stehen mit diesem Weltgeschäft in engster Verbindung. ,,Rüsselsheim ist
Opel, und Gpel ist Rüsselsheim". Ändere Fabriken stellen Zichorie, Kokos-
matten, Blechgefäße und Kellereimaschinen her. Begünstigt wurde diese
rasche Entwicklung Hüffelsheims durch seine Lage. Seit den ältesten
Zeiten bildet der Main eine lebhafte Handelsstraße vom Westen nach dem
Innern Deutschlands,' täglich fahren schwerbeladene Frachtschiffe ström-
auf und stromab. An einem hafenplatz bei Rüsselsheim werden große
Mengen Kohlen und Baumaterialien verladen. Die Erzeugnisse der
Fabriken gehen mit der Bahn bis in die fernsten Länder. Reizend ist
ein Spaziergang auf dem Maindamm. Gegenüber erblickt man die nahen
Taunusberge, diesseits liegt ein park mit herrlichen Baumgruppen, in
welchem das neue Volksschulgebäude demnächst erbaut wird. Ein naher
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TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Johannes August
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Kelsterbach_Raunheim Rüsselsheim Rüsselsheim Mainz Frankfurt Mainz Burg_Haßloch Main Main Deutschlands Rüsselsheim Maindamm